Museum Ulm
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Geschichte

Ein Möbelgeschäft am Marktplatz 9 : Das Schicksaal der jüdischen Familie Klappholz

Die Geschichte des Hauses am Marktplatz 9, heute Gebäudeteil des Museums Ulm, ist eng mit der jüdischen Familie Klappholz verbunden. Ursprünglich von der Familie Klappholz bewohnt und als Möbelgeschäft genutzt, mussten diese während der Zeit des Nationalsozialismus aufgrund von Verfolgung emigrieren. Die Räumlichkeiten des Museums Ulm erstreckten sich bereits zu damaliger Zeit über mehrere Gebäude, die direkt an das Möbelhaus angrenzten.

Vom Möbelhaus über die Hospitalstiftung zum Museumsgebäude

Eigentümer des Gebäudes war der Brauereibesitzer August Leibinger. Dieser plante bereits 1936 und somit ein knappes Jahr vor der Emigration der Familie Klappholz, das Haus an die Sparkasse Ulm zu übertragen. Ein schriftlicher Austausch mit Jakob Klappholz konnte bisher nicht nachgewiesen werden, weshalb dieser vermutlich nie über die Gespräche in Kenntnis gesetzt wurde. Im Dezember 1937, nach der Emigration der Familie Klappholz, fiel die Entscheidung diese Übergabepläne nicht umzusetzen und das „Leibinger’sche Anwesen“ ging stattdessen in das Eigentum der Hospitalstiftung Ulm über. Schließlich erwarb die Stadt Ulm das Haus im Jahr 1939 in einem weiteren Tauschverfahren und nutzte es für städtische Ämter, wobei auch das Museum Ulm Teile der Räumlichkeiten erhielt.

Das Schicksal der vorherigen Bewohner*innen

Jakob Klappholz (1891-1942), seine Frau Wilhelmine (1902-1942) sowie deren drei Kinder Walter (1924-1942), Julia (1930-1942) und Ottilie (1933-1942) überlebten die Shoah nicht. Nachdem die Familie am 20. April 1937 Deutschland verlassen hatte, ließ sie sich in Brünn/Brno nieder und eröffnete dort eine Strickwarenfabrik. Im Frühjahr 1939 beschlagnahmte die Gestapo ihre Wohnung und noch im August desselben Jahres liquidierte der Treuhänder Johann Hilger die ihm übertragene Firma Klappholz. Drei Jahre später, im April 1942, verschleppte die Gestapo alle Familienmitglieder über Theresienstadt in das Warschauer Ghetto. Nur wenige Monate später wurde die Familie Klappholz ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet.

Im Zuge der aktuell laufenden Umbaumaßnahmen am Museum Ulm wird der Gebäudekomplex am Marktplatz 9 abgebrochen. Die im Jahr 2018 für alle Familienmitglieder verlegten Stolpersteine wurden bereits ausgebaut und im Museum zur Aufbewahrung eingelagert, um sie nach Beendigung der Bauarbeiten wieder an ihrer ursprünglichen Stelle platzieren zu können.

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